Wenn ich sage, dass ich beruflich im Fundraising tätig bin, kriege ich oft ein leicht ungläubiges, mit Mitleid gespicktes, „Wirklich? Fundraising?“ zur Antwort. Oft denken Menschen bei Fundraising an unerwünschte Bettelbriefe und das hartnäckige Ansprechen von Passanten. Und obwohl dies durchaus auch unter Fundraising fällt, beinhaltet das Arbeitsfeld doch einiges mehr.
In meiner Tätigkeit im Fundraising der Festspiele Zürich habe ich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Partner zu tun. Zu den Unterstützern des Kulturfestivals gehören nicht nur Unternehmen und Stiftungen, die das Projekt finanziell fördern, sondern auch die öffentliche Hand, Privatpersonen, Mitglieder des Gönnervereins und Firmen, die in Form eines Sachsponsorings Fachwissen und Dienstleistungen beisteuern. Ein guter Mix unterschiedlicher Kooperationsformen bildet eine breit abgestützte Finanzierung, deckt wichtige Bedürfnisse des Projekts ab und ermöglicht für beiden Seiten erfolgreiche Partnerschaften. So konnten wir bei den Festspielen Zürich beispielsweise für die Umsetzung unseres Festspielzentrums auf dem Kulturplatz Münsterhof nebst finanziellen Beiträgen auch Firmen akquirieren, die uns mit Material, Fachpersonal und Arbeitsstunden beim Bau der Kunstinstallation „Future Forest“ unterstützten. Wir gewannen dadurch wertvolle Partner für die Umsetzung unseres Projekts und die Unternehmen waren im Gegenzug mit Ihrem „Produkt“ während der ganzen Festivalzeit mitten in der Stadt präsent.
Fundraising ist für mich ein vielseitiges und abwechslungsreiches Arbeitsfeld, das von mir verlangt, die Bedürfnisse beider Seiten zu verstehen und geeignete Verbindungspunkte zu erkennen. Der klassische Handel „Geld gegen Logopräsenz“ ist längst nicht für alle Sponsoren interessant. Da gilt es, andere Formen von Gegenleistungen zu finden und auf die individuellen Anforderungen des Sponsors zuzuschneiden. Im Dialog entstehen aus Zweckgemeinschaften echte Partnerschaften, die in einem nächsten Jahr weitergeführt, ausgebaut und noch genauer den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden. So ist die Arbeit mit Sponsoren und Unterstützern kein notwendiges Übel, sondern eine spannende und fruchtbare Zusammenarbeit.
Mehr zu den Festspielen Zürich: www.festspiele-zuerich.ch
Fotografie: Josef Brunner
Film: Pierre de Senarclens, Festspiele Zürich 2018